Die Zerstörung der Kirche durch sich selbst.

Schafe
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Ein Lehrstück

Man könnte eine schöne Verschwörungstheorie konstruieren. einen Masterplan zur Zerstörung der katholischen Kirche.

Während in den benachbarten Bistümern konservative Hausmannskost bis hin zur finstersten Reaktion abgeliefert wurde, zeichnete sich die Amtsführung des vormaligen Limburger Bischofs Franz Kamphaus durch relative Liberalität und Fortschrittlichkeit (z. B. Kontroverse Haltung zur Schwangerschaftskonfliktberatung ), Bescheidenheit und eine den Menschen zugewandte Haltung aus. Kamphaus lebte in einer Dreizimmerwohnung, sein Bischofshaus bewohnte eine Flüchtlingsfamilie und er benutzte häufig einen selbst gesteuerten VW Golf statt des Dienstwagens mit Fahrer, hielt mit seinem Beispiel auch durchaus kirchenkritische Katholiken bei der Stange.

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Das gerade in diesem Bistum dann ein Kirchenfürst übernimmt, dessen Habitus eher an die Renaissance denn an die Postmoderne gemahnt, der auf Status und Prunk setzt, der sich vom Gewöhnlichen absetzen möchte und auf die Würde des Amtes pocht, sorgt natürlich dafür, dass der Skandal das Bistum Limburg tiefer trifft, als das vielleicht anderswo geschehen wäre.

Franz-Peter Tebartz-van Elsts Amtsführung stand von Anfang an in der Kritik der im Bistum Limburg starken progressiven Kräfte, die zunächst glaubten, wie bisher weiter machen zu können, wie der Wetzlarer Bezirksdekan Peter Kollas mit seiner ökumenischen Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares.
Auch seine Kritik an der Rede des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff zum Tag der deutschen Einheiit 2013 zeigte seine rückwärtsgewandte Haltung.
Ein autoritärer Führungsstil unterstrich diesen Kurswechsel. Nun auch noch der Skandal um die Limburger Bischofsresidenz, ein Konstrukt von Allmachtphantasien und geradezu mittelalterlichen Vorstellungen von Kirche. Das alles gerade im liberalen Bistum Limburg.

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Disclaimer und Triggerwarnung:
Meine Haltung zu Verschwörungstheorien kann man hier nachlesen.
<ironie> Die eingangs versprochene Verschwörungstheorie wäre nun ein Masterplan über zwei Generationen: sowohl Kamphaus als auch Tebarz-van-Elst wirkten beide vor ihrem Amt in Limburg in Münster. Dort wurde der Plan ausgearbeitet. Kamphaus sorge mit seiner liberalen Haltung für eine große Anzahl renitenter Katholiken, die Tebarz-van-Elst dann mit seinem Gehabe verprellen würde. Das würde einen maximalen Schaden für das Bistum Limburg und damit auch für die katholische Kirche zumindest in Deutschland anrichten.</ironie>

DIe Lehre daraus

Warum beschäftigt uns das jetzt? Was geht das uns eigentlich an? Ganz einfach. Die Kirchen sind über Staatskirchenverträge  in das gesellschaftliche und politische Geschehen eingebunden, nehmen Einfluss auf Medien und lassen sich größtenteils von der öffentlichen Hand fnanzieren. Zur Finanzierung der Kirchen kann man heute mal bei der Süddeutschen Zeitung vorbeischauen, die haben da was geschrieben. Link gibts keinen, dank Leistungsschutzrecht, sorry. Hier werden keine Holzmedien mehr verlinkt. Und wenn wir den Mist bezahlen, geht uns alle an, was mit dem Geld passiert. Da lassen sich die Kirchen dann aber nicht hereinreden. Im Gegenteil – sie bestehen darauf, Politik und Gesellschaft in alles hereinzureden, ohne dass sie dafür eine Gegenleistung zum Beispiel in Gestalt der Unterzeichnung der Erklärung der Menschenrechte oder dem einhalten von Arbeitsrecht oder Tarifverträgen erbringen würden. Und das alles bei zurückgehender Bedeutung – immer mehr Menschen verlassen die Kirchen, gehen auf Distanz, gerade befördert durch diesen Skandal oder den skandalösen Umgang mit den Opfern sexuellen Missbrauchs durch Kirchenvertreter. Den Schaden bezahlen müssen wir alle.

Die Politik fängt an, das Thema aufzunehmen, SPD und Grüne wollen die Finanzierung der Kirchen „überprüfen“. Da wird dann geprüft, bis Gras über die Sache gewachsen ist, danach bleibt alles beim Alten.
Es wird Zeit, das mit der Religionsfreiheit im Grundgesetz ernst zu nehmen, Kirche und Staat zu trennen. Religion muss Privatsache sein. Religionsgemeinschaften können sich über ihre Mitglieder finanzieren, das hat den Staat nicts anzugehen. Religionsunterricht egal welcher Couleur hat in öffentlichen Schulen nichts verloren, die ständige Finanzierung und Auseinandersetzung mit kirchlich getragener Infrastruktur muss aufhören. Dann ist so etwas internes Problem der betroffenen Kirche und geht uns andere nichts an. Schluss mit den Privilegien und Sonderrollen. Damit ist allen geholfen.

4 Gedanken zu „Die Zerstörung der Kirche durch sich selbst.

  1. Die Kirche hat schon seit jeher gemacht was sie wollte. Früher hielt sie das Volk dumm und heute immer noch. Warum sollte da auch etwas geändert werden? Es läuft doch ganz gut.

  2. Genau, @Jens! Schon damals konnte die Kirche sich darauf berufen, dass alle an Gott glauben und so jeden Unfug anstellen.
    Leider hat sich das bis heute nicht geändert…
    LG Juliane

  3. Um es etwas pessimistisch auszudrücken, man holt eben heraus, was man kann. Das fängt im Kleinen an. Vielleicht nimmt man irgendwann einmal eine Packung Druckpapier von der Arbeit mit nach Hause. Man tut es, weil man natürlich einerseits das Produkt haben möchte, aber auch, weil man glaubt, damit durchzukommen. Das betrifft bei Weitem nicht nur die Menschen in gesellschaftlich bedeutenden Positionen. Geht es schief, kommt es aber gerade dann zum Eklat. Wird ein kleiner Angestellter aus dem Unternehmen geworfen, dann wird es hingegen in keiner Zeitung stehen.

    Man könnte meinen, dass es in der Kirche anders sein sollte. Aber warum eigentlich? Sicherlich erhebt die Katholische Kirche einen selbstgerechten Anspruch auf Deutungshoheit. Aber auch Menschen, die sich keiner Glaubensgemeinschaft verbunden fühlen, folgen, so könnte man meinen, bestimmten moralischen Richtlinien im Leben von der Art des „Was du nicht willst, dass man dir tue…“.

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