Ein Gespenst geht um in Deutschland. Stammtischstrategen und selbsternannte Volksstimmen gehen im Verein mit Demagogen von rechten Rand auf Stimmenfang und verkaufen das als neues Konzept, mit dem sie wütende und desillusionierte Bürger einfangen wollen.
Immer, wenn das Vertrauen in unsere Politiker und Wirtschaftsführer erschüttert wird, treffen sich selbternannte Problemlöser, die glauben, mit einer Rückbesinnung auf überkommene Konzepte würde alles gut. Identitäre und nationalistische Konzepte werden als Ausweg aus der Misere angepriesen.
Die D-Mark wird in den Himmel gelobt, der Euro sei verantwortlich für alles, was schiefgeht. Leute, meint ihr denn, es geht euch besser, wenn ihr statt keinen Euros keine DM in der Tasche habt? Ich zumindest habe noch keinen Raus-aus-dem-Euro – Polemiker getroffen, der verstanden hätte, was Geld ist und wie es funktioniert, wie unser Wirtschaftssystem aufgebaut ist.
Wer da wirklich einen Einblick möchte, lese von Sahra Wagenknecht „Freiheit statt Kapitalismus“. Auch wenn das keine leichte Lektüre ist: Die Analyse des internationalen Wirtschafts- und Finanzgeflechtes ist erhellend, unabhängig davon, was man von den Lösungsvorschlägen hält, die Anstrengung lohnt.
Der Rückgriff auf die Nation (wir zahlen nicht für die anderen) verkennt die internationale Verkettung der Situation – niemand ist eine Insel, alles, was irgendwo passiert, hat auch für uns Konsequenzen. Also können wir nicht so tun, als ginge uns das alles nichts an.
Und vermeintliche Randgruppen verantwortlich machen, weil man das Problem nicht versteht und sich an die wirklichen Akteure nicht herantraut, ist feige und löst das Problem nicht. Schwache unterdrücken und Opfer bestrafen tut unsere derzeitige Politik ja schon. Da brauchen wir nicht noch solche, die den Boden des humanistischen Common Sense komplett verlassen haben.
Wenn sich Dummheit mit Menschenverachtung paart, kommt Faschismus raus. Und dann gehts immer noch höchtens denen gut, die auch jetzt schon von der Not der anderen profitieren.
Auch dieses Posting kann im Kontext meiner losen “Parteien vor der Wahl” – Reihe gelesen werden. Artikel zu den Piraten, den Grünen, zur SPD, zur FDP und CDU/CSU sind schon veröffentlicht.
Die dummen Leute sind meistens die Leute, die am überzeugtesten sind von ihrer Meinung. Die Lösung jedes Problems ist ja so einfach. Griechenland aus der Euro-Zone werfen zum Beispiel und dann gibt es in Deutschland sofort keine Arbeitslosen mehr. Ist doch logisch oder? Wie könnte es anders sein? Errm… ja…
Nur selber müsste man halt an der Macht sein. Dann könnte man alles so viel besser machen, weil alle deutschen Politiker sind ja bekanntermaßen inkompetent und haben weder Ahnung von Politik, noch von sonst irgendwas. Als erfolgreicher Absolvent einer Sonderschule weiß man da schon mehr, wie der Hase läuft.