Früher war mehr Lametta … 

Notebook
Notebook

Schaue ich mir das Archos 70b im Vergleich zum Nexus 7 an, fallen natürlich der lahme Prozessor, der grobe Screen und der breite erhabene Rand um den Bildschirm auf. Das noch keine drei Jahre alte Archos wirkt wie aus einer anderen Zeit.

Aber: das alte Android 2.1 verbindet sich per Mini-USB (nicht Micro!) als Massenspeicher mit dem (Linux)-PC, statt eine Speziallösung zu brauchen wie das Nexus 7 (braucht MTP-Support), und es wird ein einfacher Dateimanager mitgeliefert. Das Tablet hat einen SD-Kartenschacht eingebaut und einen seperaten Stromanschluss, der das Ding in zwei bis drei Stunden volltankt, statt die Elektronen über eine eigentlich ja mal als Datenverbindung geplante Schnittstelle schleichen zu lassen. Von der Verarbeitung und Materialauswahl her wirkt das Ding rock solid.

dscf1573_500Irgendwie vermisse ich das. Statt noch nutzbarer Speicherkarten im SD-Format gibts Mini-Fummelkram, den man nicht mehr einfach so zwischendurch im laufenden Betrieb wechseln möchte, alles wird ohne Not kleiner und fummeliger. Stecker, die man täglich braucht, sind so stark miniaturisert, dass man sie mit äusserster Vorsicht handhaben muss. Statt einfach ein Gerät anzuschliessen und mit den Daten arbeiten zu können, muss erstmal gefrickelt werden, weil es Leute gibt, die mit Dateien nicht zurechtkommen. Dadurch, dass vom Anwender immer weniger Know-How verlangt wird, muss das Gerät intelligent agieren. Wenn man es nun aber etwas anders möchte, als der Hersteller sich das gedacht hat, kommt man so richtig ins frickeln und muss gleich ans Eingemachte.

Polaroid 1500
Polaroid 1500

Gut, die nächste Generation ermöglicht dann kontaktloses Laden, Datenkabel braucht man nach dem Willen der Hersteller auch immer weniger. Aber ist das wirklich im Sinne der Anwender?

Ähnlich gehts mir da mit Notebooks: als vor einigen Jahren die spiegelnden Displays aufkamen, reduzierte sich die Auswahl auf wenige Businessmodelle, die diesen Mist nicht mitmachten. Das hat sich ein wenig beruhigt – aber immer, wenn ich Menschen, die ernsthaft mit ihrem Rechner arbeiten und nicht nur im Dunkeln Filme schauen, mit diesen Rasierspiegeln sehe, denke ich, dass da was komplett falsch läuft. Übrigens ist das ein Grund, warum ich mit Apple nicht warm werde – eine komplette Ignoranz von Arbeitsplatz-Standards steht einer Businessmarke schlecht an.

Kasse
Kasse

Inzwischen hat sich das gebessert, nun kommt die nächste Absurdität: 16:9-Displays. Schon beim 16:10 fehlt es an Höhe, beim 16:9 geht das gar nicht mehr. „Für ein besseres Filmerlebnis“. Moment mal – Filme möchte ich entweder auf der großen Leinwand sehen oder gemeinsam mit anderen an einem guten Fernseher, am Notenbook ist das allenfalls ein Notbehelf auf der Dienstreise. Und *dafür* wird dann mein Display auf Kosten der Arbeitsproduktivität optimiert? Die Wahrheit ist doch, dass man uns – erst im Wechsel von 4:3 auf 16:10 und jetzt weiter auf 16:9 – immer weniger Fläche verkauft.

Mein derzeitiges Arbeitsgerät hat eine Auflösung von 1680:1050 auf 15,4″ – fantastisch zum Arbeiten, zwei Din-A4 Seiten könnenn simultan dargestellt werden, Zwei Programmfenster sinnvoll nebeneinander laufen. Wegen der langsam in die Jahre kommenden CPU und der nach heutigen Standards indiskutablen Akkulaufzet von 2 Stunden würde ich das gelegentlich gerne erneuern – doch mit was bitte? In vergleichbarer Displaygröße bekommt man standardmäßig 1388×768 Pixel vorgesetzt, was für 12″ in Ordnung ginge, aber für knapp 16″ eine Frechheit ist. Auch ein 14″ ist mit dieser Auflösung grobpixelig. Full HD (1920×1080) ist selten und dann unbezahlbar, bleibt nur 1600×900 als das, was am nächsten an meine jetzige Auflösung herankommt. Ich muss also auf 80 Pixel in der Breite und 150 in der Höhe verzichten und habe, bleibe ich beim 15,x“, ein klotzigeres Gerät – das ist alles andere als eine Verbesserung.

Also baue ich wohl alle zwei Jahre wieder einen neuen Lüfter und eine neue Tastatur ein und fahre mein altgedientes Denkbrett, solange es denn halten will und die CPU-Leistung irgendwie ausreicht.

Ein weiteres Beispiel sind Digitalkameras, aber darüber hatte ich im letzten Jahr schon gebloggt.

Wird auch hier am Bedarf vorbei entwickelt? Irgendwie glaube ich immer weniger, dass der Markt wirklich funktioniert. Ich möchte tolle Geräte und nicht diesen Murx :-(.

2 Gedanken zu „Früher war mehr Lametta … 

  1. Die Entwicklung in der Technik geht mir heute auch zu schnell. Man kann sich doch nicht alle 6 Monate was neues anschaffen damit man noch „up-to-date“ ist. Wehmütig denke ich an meinen ersten Rechner zurück als man noch die gute alte Floppy-Disk als Speichermedium hatte.

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