Ich habe die letzen drei Dienstagabende mit einem Grundkurs Holzarbeiten verbracht. Dabei ging es neben dem Erlernen grundlegender Arbeitstechniken auch um das richtige Werkzeug und dessen Pflege. Viele Arbeiten benötigen eigentlich nur zwei Arten von Werkzeug: eine gute Säge und Stechbeitel.
Die Säge war im Kurs inbegriffen – eine japanische Schreinersäge mit ziehenden Schnitt, ein feines Werkzeug, über das ich vielleicht noch einmal gesondert blogge. Stechbeitel muss man sich besorgen, will man das Gelernte weiter anwenden und verbessern. Man könnte nun einfach in den Baumarkt gehen und sich ein paar Beitel kaufen, oder bei einem Werkzeugversand ein hochwertigese Set erstehen. Beides widerstrebt mir – im ersten Fall habe ich relativ viel Geld für minderwertiges Werkzeug ausgegeben, im zweiten Fall habe ich sehr viel Geld für hochwertiges Werkzeug ausgegeben, obwohl ich noch nicht weiss, wie sehr ich mich damit befassen werde.
Beim Stechbeitel kommt es auf die Schärfe an – es ist erstaunlich, wie präzise sich mit scharfem Werkzeug arbeiten lässt. So befasste sich der erste Kursabend dann auch folgerichtig mit dem Schärfen von Stechbeiteln. Mittels eines selbstgebauten Schleifbrettes, auf welchem Nassschleifpapiere in immer feiner werdenden Körnungen aufgeklebt wurden, wurde die Hobelbank zur Schleifbank. Ein Führungswerkzeug stellte den richtigen Winkel her, womit das Problem des Gelegenheitsschleifers, den richtigen Winkel zu halten, gelöst wurde.
Mit Schleif- und Führungswerkzeug habe ich nun alles, um auch alte, abgearbeitete Beitel wieder „in Form“ zu bringen und zu schärfen. Also habe ich beschlossen, auf Flohmärkten nach brauchbarem Werkzeug zu suchen. Nachdem der Flohmarkt am Schwanhof (immer am 2. Samstag des Monats) und der am Gebrauchtwarenkaufhaus in der Gisselberger Straße (3. Samstag im Monat) in dieser Hinsicht enttäuschend waren, konnte ich letzten Samstag auf dem Flohmarkt auf dem Messegelände (immer Samstags, wenn das Messegelände nicht anders genutzt wird) bei mehreren Händlern alte Beitel finden. Ich habe an verschiedenen Ständen insgesamt 4 Beitel in den Breiten 19mm, 15mm, 11mm und 8mm und unterschiedlichem Zustand gefunden, jeweils zu Preisen zwischen einem und zwei Euro pro Werkzeug.
Der 19mm-Beitel ist alt, guter Stahl und gut, allerdings etwas schief geschliffen. Da er noch nicht sehr verbraucht ist, will ich das korrigieren. Das Griffholz ist in gutem Zustand, der Rost nur oberflächlich. Das wird ein sehr gutes Werkzeug, wenn ich mit ihm fertig bin. In Anbetracht der Tatsache, dass ein guter Stahl mehr als 15 Euro kostet, ein Schnäppchen.
Der 15mm-Beitel ist fast neu, allerdings Obi-Heimwerker-Qualität. Billiger Stahl. Trotzdem – er hat eine schöne Größe, ist fast neu, sieht gepflegt aus. Der Vorbesitzer hat die Klinge mit einem Streifen Panzerband geschützt. Hier genügt leichtes Nachschleifen, um ein brauchbares Werkzeug zu bekommen. Wahrscheinlich muss man öfter nachschleifen als bei einem hochwertigen Stahl, aber der Beitel sollte zumindest beim Arbeiten mit Weichholz seinen Zweck erfüllen.
Der 11mm-Beitel ist ziemlich verbraucht, über die Hälfte des Stahls ist bereits abgeschliffen. Er ist sehr stumpf mit runden Seiten, aber grundsätzlich nicht verschliffen. Hier steckt ein wenig mehr Arbeit dahinter, allerdings kann auch dieser Beitel noch lange nützlich sein, zumal er aus gutem Stahl gefertigt ist. Auch das Holzheft ist in brauchbarem Zustand. Von der Länge erinnert er nun an japanische Beitel, die generell kürzer gebaut werden.
Das letzte Beutestück ist ein 8mm-Beitel. Dieser ist sehr alt, aber kaum gebraucht. Die Spitze ist stumpf und etwas zerschlagen, allerdings aus gutem Stahl und in nahezu vollständiger Läge. Mit ein wenig Schleifarbeit wird auch das ein brauchbares Werkzeug, so dass ich dann auch in der Lage bin, feinere Aussparungen zu stemmen.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meiner Beute – für weniger als den Preis eines einzigen Billgbeitels aus dem Baumarkt habe ich einen vollständigen Satz bekommen. Natürlich muss ich sie schleifen – aber das übt, ist mit dem Führungsinstrument aus dem Kurs kein Hexenwerk und dann sind es wirklich meine Werkzeuge. Ich freue mich jedenfalls schon darauf und hoffe, bald Zeit zu haben, den einen oder anderen Beitel zu schleifen und dann schließlich an meinen noch kläglichen Schreinerkünsten zu arbeiten.
Hier macht Übung ganz klar den Meister – je öfter du deine Fähigkeiten mit Holz und Werkzeug übst, desto besser werden am Ende auch deine aktuell vielleicht noch nicht so ausgeprägten Schreinerkünste.
Viel Spaß dabei – der Weg lohnt sich!
Bei mir war es so, das immer neue Werkzeuge hinzu gekommen sind, weil es immer noch eines gibt, mit dem man anders arbeiten kann.
Wie gesagt: Der Weg lohnt sich 🙂