Verfinsterung der Sonne und des Geistes

Kompass
Kompass

Die letzten Wochen ließen mich doch sehr an der Entwicklung der Menschheit zweifeln. Diskussionen entzünden sich entlang unscharfer Gefühlsgemengelagen und statt dass nach begründeten Kriterien eine nachvollziehbare Entscheidung getroffen werden kann. Letztendlich geht man den Weg des geringsten Widerstands, lieber auf Nummer sicher. Angst scheint die vorherrschende Stimmung unserer Gesellschaft zu sein, und das ist fatal.

Die partielle Sonnenfinsternis letzten Freitag bietet ein schönes Beispiel für die fortgeschrittene Verfinsterung des Geistes: Die, die in der Pflicht stehen, unseren Kindern Verständnis und Erfahrung der Welt zu vermitteln, sperren diese ein, statt ihnen didaktisch aufbereitet ein vielleicht in ihrem Leben einmaliges Erlebnis zu präsentieren – aus Angst, ein Kind könnte in die Sonne blicken und sich die Augen schädigen.

Sextant
Sextant

Diese Gefahr besteht ja durchaus, nur besteht sie jeden Tag, an dem die Sonne scheint. Historische Seeleute und Piraten werden häufig einäugig oder erblindet dargestellt – zu ihren Aufgaben gehörte, mit einem Sextanten Horizont und Sonne anzupeilen und damit die geografische Breite des Schiffes zu bestimmen. Frühe Sextanten waren dabei unzureichend gegen Sonneneinstrahlung geschützt, mit der Folge, dass der Benutzer erblindete.

Man blickt nicht ungeschützt in die Sonne, auch nicht, wenn es dort, wie im Falle einer Sonnenfinsternis, etwas Besonderes zu sehen gäbe. Punkt. Das ist allen eindringlich klar machen und fertig.

Stattdessen wird aber so getan, als enthalte eine Sonnenfinsternis besonders gefährliche „Strahlung“ (welche natürlich nicht spezifiziert wird und der allgemeinen Strahlenparanoia Vorschub leistet). Die natürliche Neugier des Kindes wird in Angst verwandelt, unsere natürliche Lebensumwelt wird als lebensgefährlich und bedrohlich vermittelt.

Damit hat sich die Schule definitiv disqualifiziert. Statt starke und lebenstüchtige Menschen hervorzubringen, wird Angst und Unsicherheit gelehrt. Und unsichere Menschen sind dann leichte Opfer für Scharlatane, Esoteriker und Verschwörungstheoretiker.

2 Gedanken zu „Verfinsterung der Sonne und des Geistes

  1. Hallo, ja ich gebe dir Recht, ich denke tatsächlich, das Eltern heute vorsichtiger sind als noch früher, allerdings sind sie auch anderen Problemen gegenübergestellt der heutigen Neuzeit und die damit verbundenen Risiken von Social Media und dem World Wide Web zum Beispiel. Das würde jetzt natürlich etwas weit führen, da jetzt weiter drauf einzugehen, aber daher kann ich mir halt auch vorstellen, dass diese übervorsichtigen Eltern auch Angst haben, dass die Augen der Kleinen geschädigt werden können. Eigentlich wirklich etwas traurig, wenn man darüber nachdenkt, wie unser eins noch auf Bäume geklettert ist und sich auch mal verletzt hat und im Sand und Dreck gewühlt hat, aber das gehörte nun mal dazu 😉

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