Das Foto eines Käsekuchens, lecker, mit genau der richtigen Bräunung der Kruste. Der Anschnitt zeigt eine perfekt gelungene Struktur, man möchte darum bitten, ein Stück davon zu bekommen.
Dann der begleitende Text „veganer Käsekuchen“. Oha, nicht schlecht, der erste Gedanke, wirkt überzeugend.
Aber dann: Das ist ja schon wieder Etikettenschwindel beim Essen, warum heisst das Käsekuchen, wenn überhaupt kein Käse beziehungsweise Quark drinnen ist?
Die Bäckerin Ally sagt dazu: “ Und was spricht dagegen, ein Backerzeugnis, dass genau so aussieht und schmeckt wie Käsekuchen, nicht auch so zu nennen?“
Ich finde ja, das Ding sollte „Soja-Zitronentorte“ heissen – mit diesen Ingredienzen wird der Quark geschmacklich und konsistuell nachgebaut und das ist, was man bekommt. Versuchen würde ich das, aber nicht unter der falschen Flagge eines Käsekuchens.
Wenn ich nun Käsekuchen deshalb esse, um meine tägliche Kalziumportion zu mir nehme, wenn der Genuss dieses Nachbaus dazu führt, dass ich später statt zufrieden satt zu sein am Würstchenstand mir die fehlenden Spurenelemente unter gesundheitsgefährdender Missachtung meines Fettbudgets versuche einzufahren? Niemand weiss, welche medizinischen, kulturellen oder ideologischen Gründe ein Mensch hat, das eine zu essen und das andere nicht.
Wir sind gerade im Lebensmittelbereich sehr nahe daran, Dinge zu kaufen, die wir eigentlich nicht wollen, weil sie unzureichend deklariert werden: Analogkäse und Pferdefleischlasagne sind populäre Beispiele, mir fällt noch eine Putenwurst ein, die 30% Schweinefleisch enthält – die meisten Menschen, die ich kenne, kaufen Putenwurst, weil sie den Verzehr von Schweinefleisch aus unterschiedlichsten Gründen ablehnen. Diese betrügt man mit dem nur im Kleingedruckten abgedruckten Hinweis auf das Schweinefleisch.
Ich möchte wissen, was ich esse – ob nun von großen Herstellern oder von kleinen Bloggern. Ehrlichkeit wäre die Möglichkeit, wieder ein Grundvertrauen in Nahrungsmittel aufzubauen, welches wir dringend brauchen.
Und wer jetzt Lust hat, den Kuchen nachzubauen: [nachgebacken] Käsekuchen aus „La Veganista“